Neue Sachlichkeit

Inhalt:

- Der Begriff der Neuen Sachlichkeit
- Das Leben in der Weimarer Republik und die Weltanschauung
- Historischer Hintergrund
- Bekannte Werke und Dichter dieser Zeit mit Kurzvorstellung
- Die Dichtung dieser Epoche



Der Begriff der Neuen Sachlichkeit

Der Begriff Neue Sachlichkeit ist ein Teil der Moderne-Bewegung und bezeichnet eine in allen Bereichen der Kultur auftretende Strömung und damit auch eine Kunst- und Literaturrichtung in der Zeit der Weimarer Republik (1918-1933). Sie selbst definiert sich als eine der Publizistik angenäherte Gebrauchsliteratur. Ihren Ursprung hat die Neue Sachlichkeit, ähnlich wie der Expressionismus, in der Beschreibung von Werken in der bildenden Kunst, durchgesetzt hat sie sich durch die Architektur, einer Kunst, die nicht mit Farbe, sondern mit dem Raum arbeitet. 1925 wurde er erstmals vom Kunsthistoriker Gustav Friedrich Hartlaub verwendet und wurde später auch auf die Literatur übertragen.
Die Neue Sachlichkeit war eine Reaktion auf irrational und subjektiv betonende Epochen, wie v.a. der Expressionismus. Sie fokussierte das Beobachtbare. Die Autoren der Neuen Sachlichkeit legten Wert auf eine objektive Darstellung der sozialen und ökonomischen Wirklichkeit. Die Strömung hatte ihre Blütezeit während der Hauptphase der Weimarer Republik, wo sie sich gegen den Expressionismus durchsetzte.


http://www.literaturwelt.com/epochen/weimrep.html
http://www.zeitklicks.de/weimarer-republik/zeitklicks/zeit/kultur/literatur/neue-sachlichkeit-in-der-literatur/
Autor: A.M.

Das Leben in der Weimarer Republik und die Weltanschauung



Während der Weimarer Republik hatte die Neue Sachlichkeit ihre Blütezeit. Die Gesellschaft der Weimarer Republik war eine zutiefst Gespaltene. Die wirtschaftliche Not bestimmte in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg den Alltag eines Großteils der Deutschen. Demnach lebten die meisten Menschen am Existenzminimum. Gründe hierfür waren die verheerenden Folgen des ersten Weltkrieges. Häuser wurden zerstört, eine Landflucht entstand und die Infrastruktur Deutschlands war sehr stark beschädigt. Überdies war die Arbeitslosigkeit sehr hoch, sodass es zu Massenverelendungen ganzer Gebiete kam.




Während der Epoche der Neuen Sachlichkeit, also im Verlauf der Weimarer Republik, lebten die Menschen im Elend. In dieser Zeit war der Eskapismus der Menschheit gut zu erkennen. Durch die verzweifelte Lebenssituation sahen es viele Menschen als die einzige Möglichkeit, die Kultur- und Freizeitangebote auszunutzen, um sich abzulenken und nicht nur an die schreckliche Lebenssituation denken zu müssen. Deshalb wurde das Unterhaltungsangebot nach dem ersten Weltkrieg, u.a. durch die neuen technischen Fortschritte, auch so weit ausgebaut. Die Menschen lebten sozusagen die Mode und gingen häufiger ins Theater, Kino, etc. oder zu etlichen Sportveranstaltungen.



Doch alle diese „rauschenden Partys“ endeten abrupt mit der Weltwirtschaftskrise, wodurch die  Lebensunterhaltungskosten durch die Inflation so drastisch anstiegen, dass es für die meisten Leute kaum möglich war, ein normales Leben zu führen. Hunderttausende sahen sich auf der Straße des wirtschaftlichen und sozialen Niederganges dahinschreiten: arbeitslos, perspektivlos, hoffnungslos. Diese Verelendung der Bevölkerung spiegelte sich sowohl in der Kunst als auch in der Literatur wieder.


Wenn man die Lebenssituation der Menschen während der Weimarer Republik nun noch einmal mit der Epoche der Neuen Sachlichkeit vergleicht, kann man zusammengefasst sagen: „Nach dem Ersten Weltkrieg war man fokussiert auf die Fakten und auf das Beobachtbare, das heißt, dass romantische und leidenschaftliche Kunst nicht mehr gefragt war – auch durch den technischen Fortschritt –.“




https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarer-republik/alltagsleben.html

Autor: A.M.



Historischer Hintergrund

Zu den wichtigsten historischen Ereignissen, die die Autoren dieser Zeit lenkten, zählen der Erste Weltkrieg 1914 bis 1918 und die Entstehung der Weimarer Republik. Diese wird in drei Phasen eingeteilt: die Krisenjahre von 1919 bis 1923, die goldenen Zwanziger von 1924 bis 1928 und zuletzt in die Weltwirtschaftskrise und den Untergang von 1929 bis 1933.
In dieser Zeit bis ca. 1938 prägten das Land weitgreifende Regungen der politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse sowie der Weltanschauung  . Die erste Phase der Weimarer Republik, von 1919 bis 1923, war geprägt von
zahlreichen Krisen, wie dem Kapp-Lüttwitz-Putsch 1920, dem Hitler-Putsch 1923 und der durch den Ruhrkampf 1922/23 ansteigenden und durch die Durchführung wirtschaftspolitischer
Maßnahmen wieder gebremst werdende Inflation. In der zweiten Phase der Weimarer Republik kam es zu einem wirtschaftlichem
Aufschwung, zur Aneignung von bedeutenden wissenschaftlichen Erkenntnissen und
zu einem sozialen Fortschritt. Zwei Weltkriege und den Zusammen­bruch mehrerer Systeme, des Kaiserreichs 1918 und der Weimarer Republik. Inflation und Weltwirtschaftskrise bereiten den Boden für den Führerstaat vor. Der Kampf zwischen linken (Rotfrontkämpferbund) und rechten (SA) Extremen führte zu Straßenkämpfen und zum Missachten des Partei­enstaates. Propaganda für eine Überprüfung des 'Schandfriedens' von Versailles findet Zuspruch.
Das kulturelle Leben blühte durch den Rundfunk und die Schallplatte auf. Durch den Dawes Plan und seine Verringerung der Reparationsleistungen Deutschlands und der ausländischen Kredite wurde eine Scheinstabilität erzeugt.
Der Schwarze Freitag am 24.10.1929 und der Beginn der Weltwirtschaftskrise leitete die dritte Phase und den Untergang der Weimarer Republik ein. Im Anschluss kam es zu einem Investitionsrückgang , zum Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft, zur Massenarbeitslosigkeit und zum Anstieg rechtspolitischer Interessen durch das Entziehen amerikanischer Kredite. Folgend wurde am 30. Januar 1933 eine Machtübernahme der Nationalsozialisten durch Hitler und die NSDAP durchgeführt.





Bekannte Werke und Dichter dieser Zeit mit Kurzvorstellung:

Roman: Menschen im Hotel - Vicki Baum

Hedwig Baum, genannt Vicki Baum, wurde 1888 in Wien geboren. Ihr Roman: „Menschen im Hotel“ gehört zu den Klassikern der Weltliteratur. Bevor sie als Autorin bekannt wurde, war sie die erste Harfenistin der heutigen Wiener Symphoniker. In Hannover, während sie mit ihrem zweiten Mann Dirigent Richard Lert verheiratet war, begann ihre literarische Karriere.
In Vicki Baums Roman begegnet man einer Vielzahl an verschiednen Lebenssituationen, die mit einem enormen Tempo ineinander verknüpft sind. Das lyrische Werk spielt in einem Berliner Luxushotel, in dem man eine russische Tänzerin, einen von Morphium abhängigen Arzt, einen Baron, der seinen Unterhalt mit waghalsigen Einbrüchen bestreitet, einen vor dem geschäftlichen Zusammenbruch stehenden Fabrikdirektor und dessen todkranken Buchhalter und eine Sekretärin, die ihr Herz eher leichtfertig verschenkt, kennenlernt. Dieser Roman wurde mit geteiltem Echo aufgenommen, war aber finanziell für die Autorin ein großer Erfolg. Ihr Rum drang bis nach Hollywood. Der Erfolg verschaffte Vicki Baum eine Einladung in die USA, gerade noch rechtzeitig, bevor in Deutschland die Machtergreifung der Nationalsozialisten sie als Jüdin gefährdet hätte. Bis zu ihrem Tod im Jahr 1960 in Los Angeles blieb ihre Schaffenskraft ungebrochen.





Erzählungen: Ein Pfund Orangen - Marieluise Fleißer
Marieluise Fleißer wurde am 23. November 1901 in Ingolstadt geboren. Sie beschäftigte sich in ihrem Leben mit zwei Hauptthemen: Freiheit und Gefangenschaft. Mitte der zwanziger Jahre lernte sie in München Bertolt Brecht kennen, in den sie sich verliebte und den sie als schriftstellerisches Ideal vergötterte. Nach einem Theaterskandal im Jahr 1929 verstieß Bertolt Brecht seine Geliebte und Mitarbeiterin Marieluise Fleißer. Während der Naziherrschaft des Dritten Reichs durften ihre Bücher nicht veröffentlicht werden. Marieluise Fleißer starb am 2. Februar 1974 in Ingolstadt.
In ihrem Roman „Ein Pfund Orangen“ geht es um die Beziehung zwischen einem jungen Mädchen und ihrem älteren Freund, der sie in den Selbstmord treibt. Das Mädchen kommt aus ärmlichen Verhältnissen und verliebt sich in einen jungen Mann, für den sie ihr weniges Geld ausgibt, er aber betrügt sie mit einem hübschen reichen Mädchen. Ihre letzte Hoffnung ist nun verloren und nachdem sie sich von ihrem allerletzten Geld ein Pfund Orangen kauft, stürzet sie sich aus dem Fenster in den Tod.



Dramen: Geschichten aus dem Wiener Wald - Ödön von Horvath 

Ödön von Horvath ist am 09. Dezember 1901 in Susak geboren. Er war ein österreichisch-ungarischer Schriftsteller, der aber seine Stücke in Deutsch verfasste. Horváth begann 1920 zu schreiben. Der erste literarische Text Horvaths war: „Das Buch der Tänzer“. In seinen Stücken warnte er zunehmend vor den Gefahren des Faschismus, kurz darauf trat er aus der katholischen Kirche aus. 1931 war der Höhepunkt seiner schriftstellerischen Kariere als er mit dem „Kleins-Preis“ ausgezeichnet wurde. Als die SA das Haus seiner Eltern durchsuchten, verließ er Deutschland und lebte daraufhin in Salzburg, um eine jüdische Sängerin zu heiraten. Ein Jahr später ließen sie sich scheiden und er zog aus Existenzgründen zurück nach Deutschland und wurde Mitglied der „Union nationaler Schriftsteller“. Er zog nach Budapest, weil seine Stücke in Deutschland nicht mehr aufgeführt wurden. Am 1. Juni 1938 wurde er von einem herabfallenden Ast erschlagen. Horváths Stück „ Geschichten im Wiener Wald“, geschrieben in der Zeit katastrophaler Arbeitslosigkeit und der Weltwirtschaftkrise, ist ein Schlüsselwerk des modernen Dramas. Knapp und einfach demaskiert Horváth das Klischee von der „Wiener Gemütlichkeit“ und stellt unter Verwendung ihrer bekannten Klischees auf grausame Weise deren Verlogenheit zur Schau.





Gedichte: Sachliche Romanzen - Erich Kästner  

Erich Kästner ist am 23. Februar 1899 in Dresden geboren worden. Er war ein deutscher Schriftsteller, Publizist und Drehbuchautor. Bekannt wurde er hauptsächlich durch Kinderbücher und zeitkritische Gedichte. er wurde 1917 zum Militärdienst einberufen und absolvierte seine Ausbildung in einer Einjährigen-Freiwilligen-Kompanie. Die Brutalität der Ausbildung prägte Kästner und machte ihn zum Antimilitaristen, außerdem zog er sich durch den harten Drill seines Ausbilders Waurich eine lebenslange Herzschwäche zu. Erich Kästner zog 1927 nach Berlin, um dort unter einem Pseudonym weiter als freier Kulturkorrespondent für die Neue Leipziger Zeitung zu schreiben. In seiner Zeit in Berlin wuchs er zu einer der wichtigsten intellektuellen Personen heran. Er wurde zu Zeit der NS mehrmals von der Gestapo vernommen und aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen. Außerdem wurden seiner Werke bei der Bücherverbrennung verbrannt. Kurz vor seinem Tod gab Kästner die Genehmigung, das Erich Kästner Dorf nach ihm zu benennen. Kästner starb am 29. Juli 1974 im Klinikum Neuperlach an Speiseröhrenkrebs. Eines seiner bekanntesten Gedichte „Sachliche Romanze“ handelt von einer Frau und einem Mann, deren Liebe nach acht Jahren abhanden gekommen ist. Der einzige angedeutete Grund für die Trennung der zwei ist, dass sie sich mit der Zeit zu sehr aneinander gewöhnt haben, auch sonst bleiben nähere Umstände ungeklärt. Auf einen Vorschlag des Mannes hin gehen die beiden „ins kleinste Café am Ort“, wo sie bis zum Abend bleiben. Sie finden keine Lösung und konnten dies nicht glauben.



http://www.hdg.de/lemo/biografie/erich-kaestner

Autor: Laura W.




Die Dichtung dieser Epoche


  Die Neue Sachlichkeit orientiert sich am Gebrauchswert. Sie ist die nachfolgende Epoche des Expressionismus und bricht absolut mit dessen Form der Literatur. Nach dem Krieg wollten die Menschen das Beobachtbare festhalten und nicht mehr die von Leidenschaft triefenden Gedichte des Expressionismus. Die neue Sachlichkeit reduziert die Gedichte nur auf ihre Sache und lässt alle Gefühle weg. Deshalb wird sie oft auch als kühl, ernüchternd, dokumentarisch und exakt beschrieben. Um die Einfachheit zu unterstreichen, wurde ein Minimum an Sprache, dafür aber ein Maximum an Bedeutung verwendet. Da die Autoren die größte mögliche Masse erreichen wollten, waren die Texte in einfacher Alltagssprache geschrieben. Oft ähnelten sie einer dokumentarischen-exakten Reportage. Die Texte gehen auf die Gesellschaft und deren damalige Probleme wie z.B. die Nachwirkungen des Krieges oder die Inflation ein. Die Figuren waren oft normale Personen wie z.B. Ingenieure oder Sekretärinnen, die mit den enormen gesellschaftlichen und technischen Veränderungen und Fortschritten leben müssen.

 
http://www.abiunity.de/thread.php?threadid=22388&sid=

 
http://www.rhetoriksturm.de/sachlichkeit.php

http://www.literaturwelt.com/epochen/weimrep.html#dichtung

Autor: N.B.


Analyse eines Gedichtes aus dieser Epoche

Kurt Tucholsky – Ideal und Wirklichkeit

  
In stiller Nacht und monogamen Betten


denkst du dir aus, was dir am Leben fehlt.


Die Nerven knistern. Wenn wir das doch hätten,


was uns, weil es nicht da ist, leise quält.
5

   Du präparierst dir im Gedankengange


   das, was du willst - und nachher kriegst das nie ...


   Man möchte immer eine große Lange,


   und dann bekommt man eine kleine Dicke -


      C'est la vie -!
10


Sie muß sich wie in einem Kugellager


in ihren Hüften biegen, groß und blond.


Ein Pfund zu wenig - und sie wäre mager,


wer je in diesen Haaren sich gesonnt ...


   Nachher erliegst du dem verfluchten Hange,
15

   der Eile und der Phantasie.


   Man möchte immer eine große Lange,


   und dann bekommt man eine kleine Dicke -


      Ssälawih -!



Man möchte eine helle Pfeife kaufen
20

Und kauft die dunkle - andere sind nicht da.


Man möchte jeden Morgen dauerlaufen


und tut es nicht. Beinah ... beinah ...


   Wir dachten unter kaiserlichem Zwange


   an eine Republik ... und nun ists die!
25

   Man möchte immer eine große Lange,


   und dann bekommt man eine kleine Dicke -


      Ssälawih -!

http://www.literaturwelt.com/epochen/weimrep.html#dichtung


Das Gedicht „Ideal und Wirklichkeit“ von Kurt Tucholsky ist ein Gedicht der Neuen Sachlichkeit aus dem Jahre 1929. Dieser Text behandelt den Unterschied zwischen dem perfekten Wunsch und der Wirklichkeit.
Das Gedicht hat 3 Strophen mit je 9 Versen. Das Reimschema besteht aus Kreuzreim, Paarreim und unreinen Reimen und das Versmaß ist Jambus. Die Kadenzen sind etwa ausgeglichen männlich und weiblich. Das ĺyrische Ich, welches in Alltagssprache spricht, ist eine fiktive Person, die zu einer weiteren fiktiven Person spricht. Die distanzierte Wirkung des Gedichts wird durch Ironie kreiert.

Ich finde das Gedicht entspricht den Merkmalen der Neuen Sachlichkeit und ist aus meiner Sicht gut gelungen.


 Autor: N.B.
 

10 Kommentare:

  1. Sehr umfangreich, aber leider in unterschiedleicher Formatierung! Dies solltet ihr noch ändern! Gut finde ich zudem, dass ihr die Quellen angegeben habt!

    Herr Baron

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    1. Sehr geehrter Herr Baron,
      wir haben uns ausführlich Mühe gegeben das Format so scheiße wie möglich anzulegen, sodass so dumme Wichser wie Sie, werter Herr Baron, sehr viel Zeit aufopfern können, um sich darüber aufzuregen. Dass Sie ansonsten alles als sehr ausführlich loben, geht uns ehrlich gesagt auch am Arsch vorbei.
      Wir freuen uns trotzdem weiterhin über ihre konstruktive Kritik und hoffen, dass wir geschichtederdeutschendichtung.blogspot.com so hilfreich, wie möglich gestalten können. Fahren Sie zur Hölle.
      Mit freundlichen Grüßen
      Der Autor N.B.

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    2. fucking late I guess, aber diese Antwort made my day lmao. Keep this energy bestie und danke für den Eintrag. Du rettest mir meinen Arsch:)

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  2. fickt euch mal wer hier hin geht nicht wegen schule ist behindert komisch

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